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Stellenangebot in Hamburg für einen Kapitän

Hafen Abend
Ein Schiff bei Nacht im Hamburger Hafen.
Hamburg ist meine Heimat. Hier bin ich zu Hause.
Ich liebe die trockene, distanzierte, kaufmännische Art der Hamburger. Einige beschreiben sie als unterkühlt – mir erscheint sie gerade wohltemperiert. Und ich liebe den Hafen. Es ist ein magischer Ort. Vom nördlichen Elbufer aus kann man das geschäftige Treiben beobachten. Rund um die Uhr. Ohne Unterbrechung.
Für viele mag es unverständlich erscheinen, doch für mich gibt es kein schöneres Gefühl, als nach einer langen Reise über die A7 in Richtung Norden zu rollen und den Hafen zu durchqueren. Zu jeder Tageszeit der gleiche, unbeschreibliche Anblick: Container-Riesen beim Beladen und Löschen & Barkassen vor hamburgs malerischen Skyline.
Der Hafen – und damit die Seefahrt – haben Hamburg zu dem gemacht, was es heute ist: Meine Heimat.

Die Thor Heyerdahl. Mein Traum. Foto by Dennis Schäfer.
Die Thor Heyerdahl.
Foto by Dennis Schäfer.
Die Seefahrt hat mich schon immer fasziniert. Auf einem alten Dreimaster den Ozean zu überqueren war schon immer ein ganz großer Traum von mir. Leider habe ich weder ein Kapitänspatent noch ein Segelschiff.

Vor einigen Tagen habe ich jedoch eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Es war im Geographieunterricht – vielmehr danach, bei der Reflexion. Einige Referendars-Kollegen haben meinen Unterricht besucht. Wir nennen das KGH.

Neben meinem sehr freundlichen Umgang mit den Schülern fiehl ihnen auf, dass ich oft mit meinen Ansagen und Aufforderungen – ja, dass ich überhaupt im Konjunktiv bzw. im Unbestimmten geblieben wäre. „Es wäre schön, wenn Ihr jetzt bitte einmal ruhig werden könntet.“ Oder „Ihr habt zwei Minuten Zeit… Bitte gebt mir ein Zeichen, wenn Ihr fertig seid.“ Ich würde wirken wie jemand, der nicht weiß wo es hingehen soll, oder sich zumindest nicht sicher ist, ob es tatsächlich dahin gehen soll. In meiner Kommunikation fehle ein Ziel. Es wäre nicht deutlich geworden, was ich von meinen Schülern wolle.

Wie wäre es denn mal mit...
Verrückt.

Im Rückblick wunder mich das. Aber ich verstehe das auch.
Seit 2004 bis 2011 war ich beim VfJ Uelzen tätig. Der Verein hat mir so viel gegeben. Ich war dort einerseits als Betreuer auf Freizeiten aktiv, andererseits habe ich mich in der Ausbildung neuer Betreuer engagiert.
Der Ton und die Haltung die ich mir in der Jugendarbeit angeeignet habe sind der Ton und die Haltung, die meine Kollegen auch im Unterricht beobachtet haben. Es ist eine etwas vage Haltung, getragen von der Hoffnung und dem Vertrauen darauf, dass die Anderen schon mitmachen werden und auch ein Interesse daran mitbringen, dass Projekt voran zu bringen.

Die Anderen sind meine Freunde vom Verein. Von dem Moment an, in dem sich jemand entscheidet beim VfJ mitzumachen, ist er Teil einer gleichberechtigten Gemeinschaft. Selbst dann, wenn einige noch mehr lernen müssen als andere.

In meiner Klasse gibt es aber kein gleichberechtigtes Miteinander.
Das muss ich erst einmal begreifen.

Check.

In meiner Klasse sind die Anderen meine Schüler. Nix mit Gleichberechtigung.
Meine Schüler erwarten von mir, dass ich die Führung übernehme. Sie wollen nicht lernen wollen. Sie wollen lernen. Und sie wollen geführt werden. Sie sind halt bequem.
Das muss ich erst einmal annehmen.

Dazu brauche ich zunächst einmal eine Vorstellung davon, wie man eine Führungsperson ist. Einfach strenger zu sein – wie sich Schüler das gelegentlich im Feedback von mir wünschen – genügt einfach nicht. Ich brauche Leitbilder & Ziele.

Kapitän dringend gesucht!
Kapitän dringend gesucht!
Leitbild

Als typische Führungspersönlichkeit stelle ich mir einen Kapitän vor. Einen mit Bart. Auf einem Segelschiff. Wie den alten Kaitän Iglu – nur in ernster. Trotzdem mit Humor & viel Gelassenheit. Keiner der von Bord geht, nur weil das Schiff zufällig gekentert ist. Einer, bei dem das Schiff gar nicht erst kentert, weil er weiß, was er tut. Einer, der aber auch weiß was zu tun ist, wenn das Schiff gekentert ist. Einer der es dann auch macht.
Der Kapitän weiß, wie man eine Mannschaft führt. Er hat Erfahrungen in unterschiedlichen Gewässern und mit unterschiedlichen Besatzungen. Er weiß, was nötig ist und wie es getan wird. Und er tut das was nötig ist. Die Mannschaft weiß, dass der Kapitän die richtigen Entscheidungen treffen wird. Und sie vertraut auf ihn. Einem guten Kapitän will die Mannschaft folgen.
Ein guter Kapitän weiß wo es langgeht. Er kennt das Ziel und er gibt den Kurs an. Auch wenn die Situation einmal unübersichtlich oder ungemütlich wird, verliert er sein Ziel nicht aus den Augen – auch dann nicht, wenn er mal einen Umweg anordnet.

Ziele

Das Ziel ist klar. Die Schüler sollen sich zu gesunden, mündigen Bürgern entwickeln. Dazu müssen sie lernen mit der Welt umzugehen, mit ihr zu kommunizieren und sie zu bewerten.
Dinge die so oder so ähnlich auch in den Vorgaben für den Unterricht stehen – wie auch immer diese gerade wieder genannt werden. Als ich neulich nachgesehen habe, hießen sie bei uns in Hamburg gerade „Rahmenpläne“. Und das Ziel muss klar sein! Um es zu erreichen, muss ein Ziel ausgewählt werden.

Meine Schüler erwarten von mir, dass ich die Führung übernehme und einem guten Kapitän will die Mannschaft folgen.
Ich lerne also, ein guter Kapitän zu sein.

Veröffentlicht in Unterricht Unterrichtsreflexion

Ein Kommentar

  1. […] hatte Geographie zum Thema Bodenkunde. Genau genommen unterrichte ich in diesem Kurs schon seit vergangener Woche, daher war es nicht mehr mein erstes Kommando. Nachdem mir meine Schüler in der vergangenen Woche […]

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