Zum Inhalt springen →

Lesebefehl!

Das im Jahre 1949 veröffentlichte Buch trägt den Titel 1984 und wurde von Geoge Orwell geschrieben.
Es ist heute aktueller als jemals zuvor.

Zum Inhalt

Orwell erzählt die Geschichte Winston Smith‘ der mit der düsteren Realität des Jahres 1984 nicht zurecht kommt. Winston arbeitet im MinintrueMinitrue ist der Name des Ministry of Truth in Newspeak, der offiziellen Sprache Oceanias. Ins Deutsche kann es mit Ministerium für Wahrheit übersetzt werden.
Es handelt sich bei dem Namen um einen Euphemismus da das Minitrue einzig mit Propaganda beschäftigt ist; die jeweils gültige Version der Wahrheit wird dort erfunden und von dort verbreitet, außerdem werden alte Versionen der Geschichte aus Archiven – und den Erinnerungen der Bürger – vom Minitrue beseitigt.
neben vielen anderen daran, Zeitungsartikel dem jeweiligen Stand der Wahrheit anzupassen.

Das Cover einer 2008 bei Penguin Books erschienenen Ausgabe. Bildquelle: Amazon.deWer selbst an dem Roman interessiert ist, kann mir eine Freude machen indem er das Buch über diesen Link bei Amazon bestellt.Oceania wird von einer Partei regiert – verkörpert durch BIG BROTHER – die das Leben ihrer Bevölkerung vollständig organisiert und überwacht. Gesetze sind abgeschafft, dennoch weiß jeder gute Bürger, wie er sich im Sinne der Partei zu verhalten hat und was er denken darf. Ermöglicht wird diese Überwachung durch die Erfindung des TelescreensDie Telescreens, die sich sowohl in privaten Wohnungen, an Arbeitsplätzen als auch in der Öffentlichkeit befinden, sind eine Kombination aus Fernseher und Überwachungsanlage. Ein Telescreen überträgt ständig das Parteifernsehen und kann nicht vom Bürger abgeschaltet werden. Der Telescreen ermöglicht es der Gedankenpolizei den Bürger unbemerkt zu beobachten. Da die Überwachung unbemerkt erfolgt, muss der Bürger ständig fürchten beobachtet zu werden. In der Öffentlichkeit erfolgt die Überwachung teilweise auch nur mittels Mikrofonen., der es der Partei einerseits erlaubt ihre Bürger ununterbrochen über korrektes Verhalten und Denken zu belehren, und es andererseits ermöglicht, das Verhalten ihrer Bürger nahezu uneingeschränkt zu kontrollieren. Kriminellem Verhalten wird so wirksam vorgebeugt; die GedankenpolizeiDie Gedankenpolizei (Newspeak: Thinkpol) verfügt neben den technischen Überwachungsanlagen über unzählige getarnte Agenten. ist in der Lage Verbrechen effizient zu bekämpfen. Wird ein Bürger dennoch bei einem GedankenverbrechenGedankenverbrechen (oder in Newspeak thoughtkrimes) sind solche Gedanken, Äußerungen oder Handlungen, die nicht mit den Grundsätzen der Partei vereinbar sind. beobachtet, sorgt das Ministerium für LiebeDas Ministerium für Liebe (in Newspeak: Minilove) kümmert sich um die Heilung von thougtcriminals. Diese immer erfolgreiche Heilung wird durch Folter herbeigeführt.
Nach erfolgreicher Heilung wird der Bürger entweder sofort oder nach einer kurzzeitigen Rückkehr in die Öffentlichkeit eleminiert – d.h. hinterrücks erschossen.
für die umgehende Heilung des Verbrechers.

Zum Text

Orwell schafft es bereits auf den ersten Seiten eine Spannung aufzubauen, die es mir fast unmöglich machte, das Buch bei Seite zu legen – nur noch einen Absatz… Nur noch einen Absatz… Nur noch…
Bis zum letzten Absatz.
Ein nervenaufreibendes und bewegendes Abenteuer in einer düsteren, gleichförmigen Gesellschaft. Orwell malt ein Bild von einer Zukunft, in der der Staat alle Macht an sich gezogen hat und seine Bürger mit aller Macht unterdrückt.
Gelesen habe ich die englische Originalversion und empfehle sie nach Möglichkeit, da Orwell sehr viel Wert auf seine Sprache – ja, auf einzelne Worte – legt. Es ist darüber hinaus wirklich sehr gut geschrieben.
Ich musste mich nach der Lektüre immer wieder fragen, wie es möglich ist, dass ein Staat, der orwellsche Mechanismen gegen seine Bürger einsetzt, überhaupt existieren konnte (oder es noch immerChina, Iran, DDR… kann), nachdem das Buch veröffentlicht war. Wenn Literaur neben mehr oder weniger „seichter“ Unterhaltung eine Aufgabe hat, dann doch wohl die, zu warnen, zu mahnen und auf Gefahren aufmerksam zu machen.
Vielleicht liegt es daran, dass wir nie richtig das Hinhören gelernt haben?
Frustrierend.

Mahnmal einer finsteren Gegenwart

Bei der Lektüre von 1984 erinnerte ich mich an Schlagworte die unsere Gegenwart weiter in die Nähe von 1984 rücken, als es jedem von uns lieb sein dürfte. Ich meine z. B. die „akkustische Wohnraum-Überwachung“ oder den „großen Lauschangriff„. Gerade noch aktuell sind die Debatten über den „Bundestrojaner„, die „Vorratsdatenspeicherung“ oder die „Einrichtung von (Internet-)Zensurinfrastrukturen„. Im EinzelfallEinen solchen Einzelfall darf nur die unmittelbare Verhinderung schwerer Straftaten darstellen. können einige dieser Maßnahmen nach sorgfältiger Abwägung von zu erwartendem Nutzen gegen die Verletzung wesentlicher Freiheitsrechte durch einen Richter berechtigt sein.
Generell sind solche Maßnahmen jedoch als Mahnmahle einer finsteren Geschichte – und GegenwartIch denke z. B. an den inhaftierten chinesischen Philosophen, Autor und Freiheitskämpfer Liu Xiaobo dem der Friedensnobelpreis 2010 verliehen werden soll. Der Umgang der chinesischen Regierung mit der Verleihung könnte direkt vom Minitrue angeordnet sein.
Aber auch der „sorglose“ Umgang mancher deutschen Politiker mit Begriffen wie Vorratsdatenspeicherung oder Internetsperren läst mich erschaudern.
– zu verstehen und abzulehnen. Niemals darf es dazu kommen, dass ein Staat seine Bevölkerung in einer Weise überwacht oder kontrolliert, die das freie Denken behindert oder zu einem Risiko werden lässt.
Aber auch Denkverbote, wie sie durch großen Medien gelegentlich geschaffen werden und von all zu vielen Bürgern unreflektiert anerkannt werden, können eine Gefärdung des freien Denkens darstellen.

Zu meinem Wunsch

Wie schön wäre es, den Standpunkt eines Politikers anhand seiner Meinung zu verschiedenen Büchern kennen zu lernen; Weniges eignet sich so gut dazu wie die Sichtweise eines Menschen auf einen strittigen Text.
Ich träume: Politiker bewerben sich mit Literaturkritiken bei Ihren Wählern.

  • Was meint Ihr zu dieser Idee?
  • Welche Bücher sollten Politiker verschiedener Ressorts rezensieren?
  • Gibt es ein Buch, zu dem jeder Politiker sich äußern sollte?
  • Glaubt Ihr, dass das funktionieren kann?
  • Wie kann ein Politiker zur Literaturkritik motiviert werden?
  • Welcher Politiker hat den besten Schreibstil?
  • Und wer lässt seine Rezensionen heimlich von Ghostwritern schreiben?

Veröffentlicht in Ansichtssache

4 Kommentare

  1. 2. Ne, kannte ich nicht. Fasst es ja aber ganz gut zusammen.
    1. Muss ich mal darüber nachdenken. Ist vielleicht ein Bild für die narkotisierten Massen – die ja auch bei Huxley auftauchen.

  2. natürlich.

Kommentar verfassen