Ich habe doch schon vorhin den Müll runter gebracht!
Aber immer wenn ich das mache, fällt mir auf, dass das eine ganze Menge Müll ist, die ich da produziere. Eine Kollegin erzählte mir neulich, dass sie früher als Kind gelegentlich den Müll raus gebracht hat. Das war dann meistens ein Kehrblech mit Schmutz aus der Wohnung, der direkt auf die „Miste“ kam oder der Schweine-Eimer mit Abfällen aus der Küche. Plastik war sicherlich nicht dabei und das ist wohl kaum mehr als 60 Jahre her.
Für mich ist es heute normal, so viel Müll zu produzieren, denn das ist es ja, was ich mache, wenn ich mit meinen Lebensmitteln den Müll kaufe. Und das kann ich auch ohne schlechtes Gewissen machen, denn der Müll wird ja getrennt. Grüner Punkt und so. Wista Bescheid.
Als ich selbst noch in die Schule ging, haben wir mit meinem Chemielehrer einen Ausflug zu einer Müllverbrennungsanlage gemacht. Es ist bei mir nicht viel hängen geblieben, außer dem Gestank und den vermutlich auch damals schon sehr schlecht bezahlten Arbeitern, die den Müll von einem Fließband per Hand in Löcher sortierten. Mit der Hand. Das war ungefähr 1995 und der Grüne Punkt war gerade der neueste heiße Scheiß.
Mit der Hand.
Das würde in einigen Jahren aber schon automatisiert funktionieren.
Tut es bestimmt mittlerweile auch.
Jetzt frage ich mich aber, wieso mich mein Vermieter gemeinsam mit der Stadt – oder wer immer da auch hinter stehen mag – dazu zwingt, meinen Müll selbst vorzusortieren.
Mit der Hand.
Können die das nicht richtig? Also, die Maschinen?
Ich habe mich vor einiger Zeit mal mit einem Verfahrenstechniker über dieses Problem unterhalten. Er bestätigte mich in meiner Vermutung, man könne heute leicht & vollautomatisch alle möglichen Stoffe voneinander trennen. Vielleicht gibt es bei einigen Kunststoffen noch Probleme, aber meistens ist ja aufgedruckt, was das für ein Zeug ist, und so ließe sich auch das sortieren. Das einzige Problem, so der Verfahrenstechniker meines Vertrauens, sei die Feuchtigkeit. Wenn Stoffe nass werden und aneinander bappen, ist der Energieaufwand für die Trennung teilweise zu hoch, als dass sich die Trennung lohnen würde.
Zwei Tonnen würden demnach zur Mülltrennung völlig genügen: Trockene Abfälle und nasse oder feuchte Abfälle – so wie mein Kaffeefilter zum Beispiel. Oder die welken Salatblätter.
Müllberge würden dabei nicht – oder kaum – entstehen. Kunststoffe, Papier, Glas und Metalle könnten praktisch vollständig zurückgewonnen werden und Biomasse könnte kompostiert oder verheizt werden. Was übrig bliebe wäre Sondermüll und gebrauchte Babywindeln.
Habe ich was übersehen?
Und wieso muss ich nun immer noch meinen Müll nach Verpackung, Papier, Glas und Restmüll sortieren? Ist es denn wirklich so schlau, denn denkbar uninformiertesten (aka dümmsten) Mitarbeiter in der Entsorgungskette mit der Trennung zu beauftragen und wöchentlich vier verschiedene Fahrzeuge zum Müll einsammeln loszuschicken? (Der Sondermüll hätte übrigens ein eigenes Buch verdient. Ich habe aber nicht genug Ahnung und auch nicht die Zeit.)
Naja, wir können so ja unser schlechtes Gewissen beruhigen, weil wir immer so viel Müll runter bringen müssen.
Wie wäre es denn, statt dessen einfach weniger Müll zu kaufen?
Einfach mal auf die Plastiktüte verzichten und die Tomaten nicht in kühlschrankgerechten Plastikschälchen kaufen. Das Zeug, aus dem sie die Plastiktüten machen ist zum Wegschmeißen nämlich viel zu schade.
Wer in Hamburg wohnt und sich wie ich vor dem Stadtportal hamburg.de fürchtet findet unter hamburger-wochenmaerkte.de einen Wochenmarkt ganz in seiner Nähe. Aber es gibt auch zahlreiche Supermärkte, die – zumindest in der Obst & Gemüseabteilung – weitgehend ohne Plastik auskommen.
Was macht Ihr denn so zur Müllvermeidung?
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